Die Fragen, die uns am häufigsten gestellt werden, haben wir hier beantwortet. Sollte noch etwas offen sein, dann kontaktieren Sie uns gern.

Die Begriffe bürgerschaftliches Engagement, freiwilliges Engagement und ehrenamtliches Engagement werden in der Regel gleichbedeutend verwendet, auch wenn ursprünglich ein Ehrenamt ein Amt war, das man der Ehre wegen (also ohne dafür entlohnt zu werden) übernommen hat. Auch heute gibt es noch zahlreiche ehrenamtliche Ämter, in die man gewählt wird (z.B. Vereinsvorstand). Aber auch in vielen anderen Tätigkeitsfeldern engagieren sich Menschen freiwillig, sind also ehrenamtlich aktiv (z.B. im Seniorenbesuchsdienst).

Gerade wenn in Politik und Medien von bürgerschaftlichem Engagement gesprochen wird, wenn es eigentlich um etwas ganz anderes geht, scheint es sinnvoll, immer mal wieder auf die Begriffsklärung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages von 2001 zu schauen:

Bürgerschaftliches Engement

  • ist freiwillig. Selbstorganisation und Selbstbestimmtheit sind wesentliche Aspekte freiwilligen Engagements.
  • ist nicht auf materiellen Gewinn gerichtet. Es wird nicht zeit- oder leistungsäquivalent bezahlt und findet von daher auch nicht vorrangig aufgrund der Bezahlung statt, auch wenn pauschale Aufwandsentschädigungen möglich sind.
  • ist gemeinwohlorientiert, was persönliche Motive zum Engagement wie Selbstverwirklichung oder Qualifizierung natürlich nicht ausschließt.
  • findet im öffentlichen Raum statt – eine wichtige Voraussetzung, um notwendige Rahmenbedingungen wie Anerkennung, Versicherungsschutz, Teilhabe und Mitverantwortung in Strukturen sicherstellen zu können.
  • wird in der Regel gemeinschaftlich bzw. kooperativ ausgeübt.

Instrumente wie “1-Euro-Jobs” und “Bürgerarbeit” oder feste Einsätze nach Dienstplan, für die stundenbezogene Aufwandsentschädigungen gezahlt werden (z.B. in der Betreuung Demenzerkrankter), haben als arbeitsmarktpolitische Maßnahmen oder unterstützende Dienstleistungsangebote ihre Berechtigung, sind aber KEIN bürgerschaftliches Engagement. Eine Vermischung in der Praxis und in der Argumentation schadet der Idee des freiwilligen, selbstbestimmten Engagements.

Aktuelle Beispiele zeigen allerdings auch, dass nicht jede freiwillige Tätigkeit die Zivilgesellschaft, den sozialen Zusammenhalt und die Demokratie stärkt und damit den Leitideen bürgerschaftlichen Engagements widerspricht. So haben Vertreter*innen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft eine neue Debatte zum Wesen bürgerschaftlichen Engagements angestoßen und weitere Merkmale für „Gutes Engagement“ erarbeitet, die durchaus auch Forderungscharakter haben. Gutes bürgerschaftliches Engagement …

  • ist zivil.
  • fördert und erfordert Beteiligung.
  • ist eine Säule vielfältiger Demokratie.
  • stärkt die Bürger*innen.
  • verdient Anerkennung. Ist eigensinnig und gelegentlich unbequem.
  • ist inklusiv.
  • jede*r muss sich einbringen können.
  • erfordert materielle Absicherung. Soziale Bürgerrechte müssen für alle garantiert sein.
  • braucht Räume und ist Lernort der Bürgergesellschaft.benötigt Zeit.

Quelle: Gutes Engagement – für eine demokratische Zivilgesellschaft, Impuls der Steuerungsgruppe des Arbeitskreises „Bürgergesellschaft und Demokratie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2017 (PDF)

Die Motive der Freiwilligen, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind so unterschiedlich und vielfältig wie sie selbst. Viele haben den Wunsch nach einer sinnvollen Freizeitgestaltung und neuen sozialen Kontakten. Wenn man dabei auch noch etwas Gutes tun, mitreden und mitgestalten kann – umso besser. Jüngere Freiwillige wollen sich ausprobieren, soziale Kompetenzen erwerben. Sie suchen sich oft Engagementfelder aus, die ihnen berufliche Orientierung bieten. Für ältere Engagierte ist der Kontakt zu jüngeren Generationen sehr wichtig. Sie schätzen den Austausch mit anderen und übernehmen gern Aufgaben mit regelmäßigen Terminen. Alle Freiwilligen wünschen sich natürlich Anerkennung und Wertschätzung, denn das ist der eigentliche „Lohn“ für Ehrenamtliche.

Pauschal kann die Frage kaum beantwortet werden, da nahezu alle Aufgabenbereiche in gemeinwohlorientierten Einrichtungen auch Engagementfelder für Freiwillige bieten. Bei der Konkretisierung des Tätigkeitsprofils ist es wichtig, von der Motivation der Freiwilligen auszugehen. Sucht jemand in erster Linie soziale Kontakte, macht ein Engagement als Blumenbeet-PATE keinen Sinn. Vermisst aber jemand einen eigenen Garten, kann das Beet oder die Kräuterspirale vor der Kindertagesstätte die ideale Aufgabe sein. Auch Zeitressourcen spielen eine wichtige Rolle. Ca. 95 Prozent der Engagementinteressierten, die sich in der Freiwilligenagentur nach einem Tätigkeitsfeld erkundigen, wünschen sich ein Engagement von weniger als 10 Stunden pro Woche, viele auch eher 5. Soll es also eine tägliche Zeitungsschau in einem Pflegeheim geben, sollte eher eine Gruppe von Freiwilligen geworben werden. Es ist immer empfehlenswert, mit überschaubaren Aufgaben und konkreten Zeitbudgets zu beginnen. Ein Engagement zu erweitern ist leichter, als auf Überforderung reagieren zu müssen. Prinzipiell sollte sich die Einsatzstelle als „Ermöglicher“ von Engagement verstehen, das das „Gesicht“ der Organisation belebt. Werden Freiwillige nur als „Lückenfüller“ oder billige Arbeitskräfte angesehen, geht das langfristig nicht gut.

Wird bei der Beschreibung der Engagementangebote die Definition für bürgerschaftliches Engagement berücksichtigt, besteht diese Gefahr nicht. Selbstbestimmtes, freiwilliges und unentgeltliches Engagement kann das Hauptamt bereichern, ergänzen und befruchten, aber nicht ersetzen. Je undeutlicher aber die Grenzen zwischen Haupt- und Ehrenamt werden, weil z.B. stundenbezogene Entschädigungen gezahlt oder Freiwillige zu Wochenstundenzahlen wie in einem Nebenjob verpflichtet werden, umso mehr wächst die Gefahr, dass „billiger“ Ersatz für bis dahin hauptamtliche Aufgaben entsteht. Jede Einsatzstelle kann deshalb auch mit der Gestaltung der Tätigkeitsprofile dazu beitragen, dass bürgerschaftliches Engagement freiwillig, selbstbestimmt und unentgeltlich bleibt und nicht missbraucht wird.

Wenn Einrichtungen sich generell für ihr Umfeld, neue Kontakte und Partner öffnen, gibt es sicher schnell Interessierte, die mehr wissen oder tun wollen. Dann ist es wichtig, konkrete Engagementmöglichkeiten beschreiben zu können. Homepages und Flyer, auf denen deutlich wird, wo man wie mitgestalten kann, sind ein erster Schritt. Dabei zeigt die Erfahrung, dass konkrete Tätigkeitsfelder eher ansprechen als allgemein gehaltene Möglichkeiten. Unter „Mitspieler in sonntäglicher Rommé-Runde im Pflegeheim“ kann man sich eher etwas vorstellen als unter „Unterstützung für Öffentlichkeitsarbeit im Sportverein“. Neben den eigenen Möglichkeiten zur Bekanntmachung der Gesuche (auch die Mund-zu-Mund-Propaganda ist nicht zu vernachlässigen), sollten alle Engagementangebote auf jeden Fall in der Freiwilligenagentur gemeldet werden. Über die Veröffentlichung auf verschiedenen Webseiten und durch die persönliche Information kann der Kreis der Adressat/innen so erheblich erweitert werden.

Freiwilliges Engagement erfolgt zwar unentgeltlich, d.h. aber nicht, dass es keine Kosten verursacht. Jede Einsatzstelle hat die Pflicht, Freiwillige, die sie bei der Gestaltung ihrer Angebote unterstützen, bestmöglich zu betreuen. Das kostet schon mal Zeit und Mühe, bedeutet also personellen Aufwand. Außerdem sollten den Freiwilligen alle Kosten, die ihnen in ihrem Engagement tatsächlich entstehen, erstattet werden. Das können Materialien für den Kreativkurs im Stadtteilzentrum, Bücher und Arbeitshefte für die Lern-PATEN oder Zeitschriften für den Vorleser im Pflegeheim sein. Auch die Erstattung der Fahrtkosten zur Einsatzstelle und zurück ist wünschenswert, wenn auch nicht immer möglich. Generell gilt: Freiwillige sollen nicht noch Geld mitbringen müssen, um sich zu engagieren und auch wenn die Budgets in den Einsatzstellen klein sind, finden sich mit etwas Kreativität doch meist Lösungen, die für beide Seiten akzeptabel sind: Wenn die Erstattung der Fahrtkosten zum Kulturzentrum nicht möglich ist, kann das Angebot zur kostenfreien Mittagsversorgung vielleicht entschädigen.

Organisationen, die Freiwillige zur Mitarbeit einladen, tragen eine große Verantwortung dafür, dass die Rahmenbedingungen Engagement möglich machen und anerkennen. Alle notwendigen Aktivitäten, die darauf ausgerichtet sind, Freiwillige in ihrem Engagement so gut wie möglich zu unterstützen, werden unter dem Begriff Freiwilligenmanagement zusammen gefasst.

Die Freiwilligenagentur organisiert regelmäßig Fortbildungsangebote für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen, die für die Freiwilligenkoordination in Einrichtungen und Organisationen verantwortlich sind. Aktuelle Veranstaltungshinweise gibt es in unserer Terminübersicht oder im Engagementportal Sachsen-Anhalt.

Die Freiwilligenagentur wirkt als Netzwerk- und Informationsstelle für bürgerschaftliches Engagement. Interessierte Bürger/innen informieren sich sowohl über die umfangreiche Online-Suche als auch in persönlichen Beratungsgesprächen über aktuelle Engagementmöglichkeiten. Sobald gemeinwohlorientierte Organisationen ihre konkreten Tätigkeitsfelder an die Freiwilligenagentur gemeldet haben, werden sie über auf verschiedenen Homepages veröffentlicht, u.a. auf den Seiten der Stadt Magdeburg und in der Freiwilligendatenbank von Aktion Mensch. In Gesprächen kann die Vielfalt der Einsatzstellen vorgestellt werden, um Interessierten die Entscheidung für ein Engagement zu erleichtern. Ein Anspruch auf Vermittlung besteht nicht und würde der Entscheidungsfreiheit engagierter Bürger/innen widersprechen. Eine intensive Begleitung zur Etablierung eines guten Freiwilligenmanagements ist im Rahmen des Zertifzierungsverfahrens der Arbeitsgruppe „Magdeburger Netzwerk bürgerschaftliches Engagement“ möglich. Anregungen, Austausch und Fortbildung sind auch während verschiedener Veranstaltungen und Aktionen möglich, die von der Freiwilligenagentur organisiert werden.

Bürgerschaftliches Engagement ist Gegenstand vieler Studien, Befragungen und Forschungsprojekte. Eine kleine Auswahl relevanter Veröffentlichungen ist hier zu finden.

  • Kurzfassung Fünfter Freiwilligensurvey: Freiwilliges Engagement in Deutschland, BMFSFJ 2019, (PDF)
  • Gutes Engagement – für eine demokratische Zivilgesellschaft, Impuls der Steuerungsgruppe des Arbeitskreises „Bürgergesellschaft und Demokratie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, Juni 2017 (PDF)
  • Zentrale Ergebnisse Vierter Freiwilligensurvey: Freiwilliges Engagement in Deutschland, BMFSFJ 2014, (PDF)
  • FoeBE München: Aktive Seniorinnen und Senioren im freiwilligen Engagement, Handlungsleitfaden, München 2014, (PDF)
  • Thomas Gensicke, Thomas Olk: Handlungsempfehlungen für die Förderung bürgerschaftlichen Engagements in Ostdeutschland, Bundesministerium des Inneren 2013, (PDF)

Es gibt zahlreiche Internetseiten, die weiterführende Informationen bereit halten. Eine Auswahl finden Sie hier.